Der Boom der Elektromobilität und die Digitalisierung von Energiedienstleistungen beschäftigen die Stadtwerke immer stärker.
Wie diese mit der hohen Nachfrage nach geförderten Wallboxen umgehen und welche Bedeutung dabei eine zentrale Vertriebslösung spielt, erläutert Markus Reinhardt, Geschäftsführer von Vattenfall Smarter Living, im Gespräch mit der Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK).
Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK), 15.2.2021:
KfW-Förderprogramm für Wallboxen beschert VLINK große Nachfrage
Markus Reinhardt hat die Vertriebsplattform T-PED mitentwickelt. Er verantwortet auch die Weiterentwicklung im Vattenfall-Konzern. Die Lösung profitiert aktuell stark vom Boom der E-Mobilität.
Im Herbst 2017 ist die von der Kooperation Trianel entwickelte Vertriebsplattform T-PED von Vattenfall übernommen worden. Unter dem Namen VLINK wurde die digitale Lösung weiterentwickelt und verzeichnet aktuell ein starkes Wachstum. Auch dank der KfW-Förderung für Wallboxen, die eine große Nachfrage nach entsprechenden digitalen Lösungen zur Abbildung der komplexen Vertriebsprozesse ausgelöst hat.
Im ZfK-Interview spricht Markus Reinhardt, der Geschäftsführer von Vattenfall Smarter Living, über den aktuellen Geschäftsgang. Er hat das ehemalige T-PED zur Trianelzeit mitentwickelt und verantwortet nun die Weiterentwicklung im Vattenfall-Konzern.
Herr Reinhardt, wie hat sich das operative Geschäft und der Kundenzuwachs seit Übernahme der Plattform durch Vattenfall entwickelt?
Reinhardt: Wir haben den Umsatz im vergangenen Jahr trotz der besonderen Umstände verdoppelt und die Wachstumsprognose nach oben korrigiert. Wir erwarten in 2021 wieder mehr als eine Verdopplung der Deckungsbeiträge. Im vergangenen Jahr sind wir zweistellig gewachsen. Ziel ist es, dass wir uns in 2021 Richtung 70 Kunden entwickeln. Mit dem Ladenetzwerk TankE und den Stadtwerken Neumünster hatten wir erst kürzlich zwei prominente Neuzugänge.
Neben der Kundenzahl ist ja auch die Zahl der realisierten Projekte entscheidend.
Die Zahl der realisierten Projekte hat deutlich zugenommen. Insbesondere die Digitalisierung des Prozesses rund um die Installation und den Kauf einer Wallbox im Rahmen des KfW-Förderprogramms sorgt hier für eine größere Nachfrage – im Januar hat sich die Zahl der Endkundenanfragen im Vergleich zum Vorjahresmonat verdreifacht. Aber auch andere Digitalisierungsangebote, wie etwa bei Hausanschlüssen oder unser etabliertes Geschäft im PV-Anlagen-Vertrieb entwickeln sich positiv. Bei letztgenanntem Thema tragen sicherlich auch die Ausrufung des Klimanotstandes in einigen großen Kommunen sowie regional beschlossene Verpflichtungen für den PV-Ausbau bei.
Sie haben die Entwicklung des T-PED von Anfang an begleitet, zuerst als Werkstudent, dann als Abteilungsleiter bei Trianel. Heute sind Sie als Geschäftsführer für den Vertrieb verantwortlich. Das Unternehmen sitzt in Aachen, der Konzern in Berlin. Wie hat sich die Organisation des einstigen Start-ups entwickelt?
Reinhardt: Ein Start-up sind wir schon lange nicht mehr. Wir fühlen uns hier an unserem Standort am Campus der Technischen Hochschule Aachen sehr wohl. Hier bestehen sehr gute Bedingungen zum Netzwerken und zur Kooperation mit anderen Partnern rund um Digitalisierungsthemen, aber auch zur Rekrutierung junger, innovativer Ingenieure. Wir wollen den Standort in Aachen weiter ausbauen. Wir agieren mit einer großen Handlungsfreiheit, profitieren aber in mehreren Bereichen sehr von den Ressourcen und Kompetenzen des Konzerns. Dies ist für uns eine gute Mischung für eine weiter erfolgreiche Entwicklung in den nächsten Jahren.
Als Trianel 2017 das T-PED verkauft hat, gab es einige Stimmen, die das als Verkauf des Tafelsilbers bezeichnet haben. Hätte die Plattform unter dem Dach von Trianel eine ähnliche Entwicklung nehmen können?
Das Wachstum, dass das ehemalige T-PED unter dem Namen VLINK bei Vattenfall genommen hat, wäre so unter dem Dach von Trianel wohl nicht möglich gewesen. Die Investitionsmöglichkeiten und die Geschwindigkeit sind eine ganz andere. Allein für die Erfüllung der IT-Governance-Anforderungen waren größere Investitionen in modernste Cloudarchitektur und DevOps-Strukturen erforderlich. Auch in das Team haben wir stark investiert, wir beschäftigen statt 10 mittlerweile rund 50 Mitarbeiter.
(Die Fragen stellte Hans-Peter Hoeren)
Quelle: https://www.zfk.de